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    27.11.2019

    Mitgliederinterviews – Herr Dr. Alfred Stett (Okuvision GmbH)

    • microTEC Südwest: Guten Tag, Herr Dr. Stett, bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.

      Dr. Stett: Ich bin seit Mai diesen Jahres Geschäftsführer der Okuvision GmbH in Reutlingen. Außerdem bin ich noch Abwickler der Retina Implant AG, die sich seit März dieses Jahres in Auflösung befindet. Bis dahin war ich in der Retina Implant AG seit 2017 als Vorstand für die Technologie verantwortlich.

      Der Beginn des Projektes „Netzhautimplantat“ hat mich auch 1996 nach meiner Doktorarbeit zum Thema Nerv/Chip-Kopplung an die Augenklinik Tübingen und an das Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut (NMI) in Reutlingen geführt. Am NMI war ich von 2008 bis 2017 Stellvertretender Institutsleiter.

      Bei microTEC bin ich seit der Antragstellung für die Förderung als Spitzencluster dabei. Dies war 2008. Seit 2013 bin ich einer der drei Sprecher der Fachgruppe Intelligente Implantate.

      microTEC Südwest: Wie sind Sie erstmalig mit microTEC Südwest in Berührung gekommen?

      Dr. Stett: Aufbauend auf den Arbeiten zum Netzhautimplantat und den am NMI vorhandenen Mikrotechniken hatte ich am NMI den Schwerpunkt Aktive Implantate aufgebaut. Dieses Thema konnte ich ab 2008 in den Antrag für den Spitzencluster einbringen. Später führte dies zum Projekt „Smart Implant", das im Spitzencluster von 2012 – 2015 gefördert wurde, und zur Fachgruppe Intelligente Implantate.

      Die Anfänge des Spitzenclusters waren sehr spannend. Viele verschiedene Akteure aus Industrie, Instituten und Organisationen fanden sich zusammen und entwickelten Strategien und Projektideen. Es entstand ein großartiges Netzwerk, das über die Jahre gewachsen ist und sich gefestigt hat.

      Besonders in Erinnerung ist mir aus dieser Zeit ein Treffen in kleiner Runde am Hahn-Schickard-Institut in Villingen-Schwenningen geblieben, bei dem der Name microTEC Südwest entstand.

      microTEC Südwest: Könnten Sie nun bitte auch Ihr Unternehmen vorstellen? Was machen Sie, wer sind Ihre Kunden?

      Dr. Stett: Die Okuvision GmbH entwickelt, produziert und vertreibt das Therapiesystem OkuStim® für die Elektrostimulationstherapie in der Augenheilkunde. Die äußerlich anwendbare Elektrostimulationstherapie wird von Menschen angewandt, die an der erblich bedingten Netzhautdegeneration Retinitis Pigmentosa erkrankt sind und im Laufe der Erkrankung immer mehr an Sehfähigkeit verlieren. Im Endstadium können sie erblinden. Mit der Elektrostimulation am Auge besteht die Chance, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Sehfähigkeit länger nutzen zu können.

      Die Okuvision wurde 2007 als Tochterunternehmen der Retina Implant AG gegründet. Nach der Auflösung der Retina Implant AG im März dieses Jahres wurde die Okuvision von einem Investor übernommen und startete neu. Das Medizintechnikunternehmen hat heute 12 Mitarbeiter und ist dabei, Vertriebsstrukturen in Europa aufzubauen.

      microTEC Südwest: Das hört sich alles sehr interessant an. Welche Aktivitäten im microTEC Südwest-Netzwerk sind für Sie besonders wertvoll und warum?

      Dr. Stett: Die Möglichkeiten der Vernetzung, die microTEC Südwest bietet, sind das Wertvollste des Verbandes.

      Die für  mich wichtigsten Aktivitäten waren immer die Fachgruppen- und Strategietreffen. Dies sind immer Gelegenheiten, bei denen man etwas einbringen und mitgestalten kann.

      microTEC Südwest: Welche Bedeutung messen Sie unseren Fachgruppen zu?

      Dr. Stett: Die Fachgruppen sind die Marktplätze und Werkstätten, auf denen die Netzwerkpartner ihre Bedarfe und Angebote zusammenbringen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Information und Austausch haben eine große Bedeutung.

      Durch die Fachgruppen lebt der Verband, in ihnen wird der Pulsschlag des Netzwerkes spürbar. Ihre Attraktivität lebt von der Relevanz und von der Aktualität der Themen, die die Mitglieder auf die Agenda bringen. Mir war es immer ein Anliegen, möglichst viele Unternehmen zu erreichen, damit die Technologieanbieter, die Universitäten und Forschungsinstitute, die Herausforderungen und Aufgabenstellungen der Entwickler in den Unternehmen kennenlernen und herausfinden, wo die Andockstellen an die F&E-Pipeline in den Unternehmen ist.

      microTEC Südwest: Was würden Sie sich noch wünschen von microTEC Südwest?

      Dr. Stett: microTEC Südwest hat einen Markenbildungsprozess durchlaufen, der weiterentwickelt werden muss. Ein Markenreview wäre sicher von Zeit zu Zeit angebracht.  Zu einer starken Marke gehört ihre positive Wahrnehmung bei ihren Stakeholdern. Um wahrgenommenen werden zu können, braucht es eine ständige sicht- und hörbarere Präsenz in der Öffentlichkeit und auf Plattformen wie z.B LinkedIn. Hier sehe ich sowohl Potential als auch Handlungsbedarf.

      Mit den Fachgruppen hat der Verband ein wirksames Instrument entwickelt, um den Mitgliedern einen Nutzen zu vermitteln. Die Ausrichtung der Fachgruppen und ihre Agenden müssen von Zeit zu Zeit überprüft und an aktuelle Entwicklungen angepasst werden. Ich denke, dass wir nach fünf Jahren Fachgruppenarbeit gefragt sind, Anpassungen vorzunehmen. Die Fachgruppe Intelligente Implantate ist dabei dies zu tun. Sie erweitert ihren Fokus, was sich auch im neuen Namen Mikromedizintechnik ausdrückt. Die Auflösung der Retina Implant AG war ein Punkt, der auch die Frage aufgebracht hat, wie bedeutsam Implantate für die Mitglieder wirklich sind. Wir denken, dass mit der inhaltlichen Öffnung auch neue Mitglieder gewonnen werden können.

      microTEC Südwest: Nun noch ein paar Fragen zu Ihnen als Person. Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet/Ihrem Aufgabenspektrum bei der Okuvision GmbH?

      Dr. Stett: Durch den Kauf der Okuvision durch einen Investor hat sich für mich die Chance ergeben, das Unternehmen neu zu starten mit den Zielen, die Versorgung der Patienten mit der Therapie sicherzustellen, das Produkt weiterzuentwickeln und neue Märkte zu erschließen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es gelungen ist ein hochmotiviertes Team aus ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Retina Implant AG zusammenzustellen.

      Von den Patienten, den Patientenverbänden und Ärzten erhalten wir sehr positive Rückmeldungen zu unserem Neustart. Für die Erkrankung Retinitis Pigmentosa gibt es keine Heilung. Unsere Therapie ist die einzige, die das Potential hat die zunehmende Einschränkung der Sehfähigkeit zu verlangsamen. Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres wieder nach ISO 13485 zertifiziert sind, damit wir ab Januar 2020 wieder unser Produkt mit neuen CE-Kennzeichen ausliefern können.

      microTEC Südwest: Wo in Reutlingen halten Sie sich am liebsten auf?

      Dr. Stett: Reutlingen liegt am Rand des wunderschönen Biosphärengebietes Schwäbische Alb mit herrlichen Wanderwegen. Von meiner Haustüre aus sind es nur wenige Minuten zu schönen Jogging-Strecken, die ich mehr und mehr zu schätzen weiß.

      Gerne gehe ich samstags in eines der Cafés um den Marktplatz zum Frühstücken und anschließend über den Markt.

      microTEC Südwest: Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Zukunft wagen. Was denken Sie, wird sich, sagen wir in 50 Jahren, bemerkenswert geändert haben? Haben Sie einen Vision?

      Dr. Stett: Die Art und Weise wie wir leben, arbeiten, kommunizieren wird sich stark verändern. Das die Veränderung bestimmende Element ist die Technologie, die wir heute Künstliche Intelligenz nennen. Schauen wir 50 Jahre zurück: Es gab vieles nicht was unser Leben heute bestimmt. So wird es auch in 50 Jahren sein: Es wird Dinge geben, die heute nicht vorstellbar sind. Mit der exponentiellen Zunahme der Leistungsfähigkeit digitaler Technologien ist es schwer vorherzusagen, was sich im Detail wie verändern wird.

      In einem bin ich Optimist: Wir werden das Klima retten und uns an unvermeidbare Veränderungen anpassen.

      microTEC Südwest: Welche Zukunftsthemen werden in diesem Jahr Ihrer Meinung nach besonderes Gewicht haben?

      Dr. Stett: Die Agenda steht ja schon fest: Klima, Digitalisierung und Migration sind Themen, die uns in vielerlei Hinsicht erhalten bleiben und uns herausfordern werden. Mit zunehmender Komplexität der Herausforderungen werden leider auch die Lösungen nicht einfacher. Damit sind wir auch gefordert, den laut schreienden Vereinfachern und Wahrheitsverdrehern mit Fakten und fundierten Argumenten entgegenzutreten.

      microTEC Südwest: Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

      Dr. Stett: Nutzen Sie die Chancen von Netzwerken!

      Dort finden Sie was Sie brauchen – vor allem Menschen, die etwas bewegt und die Sie weiterbringen.

      microTEC Südwest: Herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben, um unserer Fragen zu beantworten. Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und viel Erfolg.