microTEC Südwest: Guten Tag, Herr Pusch, bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.
Herr Pusch: Seit 2004 bis Mai 2019 war ich Geschäftsführer bei der RoodMicrotec. Seitdem bin ich als Berater für die Geschäftsführung tätig.
Studiert habe ich Nachrichtentechnik an der Gesamthochschule in Siegen. Danach war ich 27 Jahre in der Alcatel Stuttgart auf den Gebieten Optoelektronik und Fiberoptik zuständig für Zuverlässigkeit, Qualifikation und Lieferantenbewertung in verschiedenen Managementpositionen.
Mitglied von microTEC Südwest und Fachgruppensprecher bin ich im Rahmen der Fachgruppe Mikromedizintechnik, ehemals Intelligente Implantate seit 2014.
microTEC Südwest: Wie sind Sie erstmalig mit microTEC Südwest in Berührung gekommen?
Herr Pusch: Das erste Mal bin ich über eine Einladung zur Fachgruppensitzung Intelligente Implantate in Stuttgart mit microTEC Südwest in Berührung gekommen.
Danach über die Mitarbeit in verschiedenen Fachgruppen und Projekten aus den Fachgruppen der microTEC Südwest.
microTEC Südwest: Könnten Sie nun bitte auch Ihr Unternehmen vorstellen? Was machen Sie, wer sind Ihre Kunden?
Herr Pusch: Die RoodMicrotec ist seit über 50 Jahren auf den Gebieten Halbleiter (IC) Test unterwegs. Wir testen analoge-, mixed signal-, HF- und optische Schaltkreise auf Wafer und Package Ebene. In den letzten 20 Jahren kamen dann Qualifikation und Fehleranalyse an elektronischen Bauteilen und Baugruppen dazu. Außerdem führen wir den kompletten Turnkey Service für komplette ASIC (Application specific integrated circuit) von dem Die bis zur Auslieferung der fertigen Bausteine durch.
Unsere Kunden kommen in der Hauptsache aus Europa für die Märkte Industrieelektronik, Automotive, Luft und Raumfahrt und Medizintechnik.
microTEC Südwest: Das hört sich alles sehr interessant an. Welche Aktivitäten im microTEC Südwest-Netzwerk sind für Sie besonders wertvoll und warum?
Herr Pusch: Die Mitarbeit in den Fachgruppen und der Clusterkonferenz sind für uns sehr wichtig, weil sie exzellente Möglichkeiten zum Netzwerken und technischen Austausch bieten.
Das geschieht von der direkten Geschäftsanbahnung, dem technischen Erfahrungsaustausch und der konkreten Realisierung von bis heute schon 3 Förderprojekten in den letzten 5 Jahren.
Was mich besonders begeistert, ist der niedrigschwellige Einstieg und der sehr offene Austausch.
Wir als KMU schätzen diese Möglichkeiten im Netzwerk ganz besonders.
microTEC Südwest: Welche Bedeutung messen Sie unseren Fachgruppen zu?
Herr Pusch: In dem geschützten Rahmen der Fachgruppe bildet sich über die Zeit eine sehr solide Vertrauensbasis zwischen den Teilnehmern aus Forschung, Instituten und der Industrie.
Aufgrund dieser Basis sind ein sehr konstruktiver Austausch und eine produktive Zusammenarbeit möglich.
In unserem Fall hat das bisher zu mehreren Förderprojekten geführt.
microTEC Südwest: Was würden Sie sich noch wünschen von microTEC Südwest?
Herr Pusch: Er wäre sehr wünschenswert, wenn microTEC Südwest seine bisherigen Stäken intern weiter ausbaut und auf ihren Gebieten noch mehr Unternehmen zur Zusammenarbeit gewinnen kann.
Darüber hinaus wünsche ich mir eine noch stärkere Sichtbarkeit des Clusters in Politik und Gesellschaft.
microTEC Südwest: Nun noch ein paar Fragen zu Ihnen als Person. Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet/Ihrem Aufgabenspektrum bei der RoodMicrotec GbmH?
Herr Pusch: Mich fasziniert immer wieder, wie durch ein Zusammenwirken von Marktanforderungen und technischem Know-how der Mitarbeiter neue Techniken entwickelt werden und damit auch neue Märkte gewonnen werden können. Diese Weiterentwicklung hat mich mein ganzes Arbeitsleben immer wieder neu fasziniert. Wie aus einer guten, innovativen Idee durch das Zusammenwirken von vielen Personen ein fertiges zuverlässiges Produkt wird.
microTEC Südwest: Wo in Stuttgart halten Sie sich am liebsten auf?
Herr Pusch: Mein liebster Aufenthaltsort in Stuttgart sind die drei Bärenseen am westlichen Rand von Stuttgart. Hier fasziniert mich das Zusammenspiel von den unterschiedlichen Lichtverhältnissen und dem umgebenden Wald, die im Wasser immer wieder anders gespiegelt werden. Da hat man abhängig von Jahreszeit und Lichtverhältnissen immer wieder ganz andere Stimmungsbilder.
Hier gehen wir oft spazieren, um uns von Stress und Anspannung zu erholen. Das genießen wir gerade in den Abendstunden, wenn der größte Besucherstrom abgeflaut ist und man in Ruhe das Farben- oder Schattenspiel beobachten kann.
microTEC Südwest: Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Zukunft wagen. Was denken Sie, wird sich, sagen wir in 50 Jahren, bemerkenswert geändert haben? Haben Sie einen Vision?
Herr Pusch: In 50 Jahren wird die Automation und das „Gelebt-werden“ noch stärken Einfluss auf unser Leben haben.
Virtuelles Leben wird deutlich stärker unser Leben bestimmen, als es das heute schon tut.
Nicht nur visuelle Welten werden uns vorgestellt, sondern wir werden in starkem Maße auch mehr „bewegt“, „gegangen“ oder „gedacht“. D.h. es wird durch den vernetzten Einsatz der unterschiedlichen Sensoren, verbunden mit künstlicher Intelligenz und dank ausgefeilter Mechanik möglich sein, unsere normalen Abläufe fast vollständig zu automatisieren. Das ist gewiss ein großer Vorteil für die Unterstützung von eingeschränkten Körperfunktionen, kann aber auch eine große Herausforderung sein, insofern als wir uns nicht mehr selber bewegen oder denken und fühlen, sondern das durch Maschinen tun lassen.
microTEC Südwest: Welche Zukunftsthemen werden in diesem Jahr Ihrer Meinung nach besonderes Gewicht haben?
Herr Pusch: Neben der Umweltproblematik wird uns die Umstellung der gesamten Industrie und Gesellschaft in eine „saubere“ Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Wichtig ist es, diese Themen aus einer Gesamtsicht zu betrachten und mit Sachverstand und Mut zum Wohle aller anzugehen.
microTEC Südwest: Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Herr Pusch: Unter allen Herausforderungen denen sich jede Generation neu stellen muss, ist die wichtigste, sich von Mensch zu Mensch mit Wertschätzung und Achtung zu begegnen - auch gegenüber Andersdenkenden.
Bei aller Technisierung unseres Lebens sind und bleiben wir doch Menschen. Das auszubauen und darin zu leben, kann eine große Herausforderung aber auch eine große Chance sein.
microTEC Südwest: Herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben, um unsere Fragen zu beantworten. Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und viel Erfolg.