Am 9. Dezember 2020 fand die baden-württembergische Auftaktveranstaltung „Neuer Horizont für Europa: Chancen für Forschung und Innovation mit dem EU-Rahmenprogramm 2021-2027“ statt – noch unter dem Vorbehalt der Verabschiedung des EU-Haushalts. An den Tagen darauf hat der Europäische Rat erfreulicherweise den Weg frei gemacht für die letzten Schritte zu dessen Verabschiedung.
Im Fokus der Veranstaltung des Wirtschafts- und Wissenschaftsministeriums BW und Steinbeis 2i/Steinbeis-Europa-Zentrum standen die neue Struktur des Rahmenprogramms, die neuen Instrumente sowie die geplanten Arbeitsprogramme.
In ihren Grußworten betonten Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut und Wissenschaftsministerin Bauer die hohe Bedeutung von Forschung, wissenschaftlichem Austausch, Kooperation und Wissenstransfer gerade in Zeiten der Krise. Sowohl die themenoffene Grundlagenforschung soll weiterhin kraftvoll unterstützt werden, auch wenn der Weg in die Anwendung dauert. Gleichzeitig bedarf es missionsgetriebener Forschung wie Green Deal oder digitale Transformation, um die globalen Herausforderungen anzugehen. Nur der technologische Fortschritt kann diese Herausforderungen lösen, so die einhellige Meinung. Geschätzt wird die Bandbreite der Forschung: Grundlagenforschung, Verbundforschung sowie einzelbetriebliche Maßnahmen mit besonderen Instrumenten für kleine und mittlere Unternehmen. Beide unterstrichen, wie wichtig dabei auch das europäische Wertesystem ist, das über technische und ethische Standards Eingang findet. Für Baden-Württemberg sind Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie sowie Wasserstofftechnologie die kommenden Fokusthemen.
Wie auch in Horizont 2020 basiert das neue Rahmenprogramm auf 3 Pfeilern, die sich entlang der Wertschöpfungskette aufreihen von Grundlagenforschung (wissenschaftliche Exzellenz) über Technologieentwicklung in Verbundforschung (Globale Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit) bis hin zur Implementierung im Markt (Innovatives Europa), und zwar
Dabei gibt es vier „Key Strategic Orientations“ für diese Cluster, und zwar digitale Technologien, Wiederherstellung der Ökosysteme, Sustainable Economy sowie Resilienz.
Hier finden KMU einzelbetriebliche Maßnahmen als Nachfolge des bisherigen KMU-Instruments.
Aus Sicht von Jean-David Malo, Direktor des Europäischen Innovationsrats, Generaldirektion Forschung und Innovation, Europäische Kommission muss es mit Unterstützung von Horizont Europa auch gelingen, die Ideen in Wachstum und Beschäftigung zu überführen. Anders als in den USA ist der europäische Markt sehr fragmentiert, was ein Hemmnis für die Vermarktung ist. Obwohl in Europa in letzter Zeit mehr Start-ups als in den USA gegründet wurden, ist die Verfügbarkeit von Risikokapital zu gering, um deren Wachstum zu beschleunigen.
Dr. Ingmar Hoerr, Gründer CureVac AG und Mitglied EIC Advisory Board wies darauf hin, dass die europäischen Programme ein gutes Mittel sind, um die im Vergleich zu den USA fehlenden privaten Hochrisiko-Investitionen zu kompensieren. Gerade in der Pharmaindustrie verschlingen klinische Studien immense Finanzmittel ohne Sicherheit, dass das Produkt am Ende auf den Markt kommt. Hoerr regt ein Umdenken an, um vorhandenes Kapital auch von Privatpersonen in Europa in hochriskante Investitionen oder Public Private Partnerships zu investieren statt ausschließlich in Rentenfonds.
Grundlagenforscher Puchta vom KIT profitierte durch eine langfristige Personalplanung, um seine Vision in die Tat umzusetzen. Schenke-Layland am NMI sieht noch Nachholbedarf im Rahmenprogramm bei Technologien, Materialien und Prozesse. Frauenhoffer als Vertreterin des kleinen Unternehmens amorph systems beschrieb die Förderung im Rahmen des KMU-Instruments als zentralen Katalysator, um das Unternehmen von 20 auf 40 Mitarbeitende zu erweitern.
microTEC Südwest nahm an zwei der angebotenen parallelen Workshops teil, und zwar Gesundheit sowie Digitalisierung.
In der Gesundheit (Cluster 1) werden folgende 6 „areas of intervention“ adressiert:
Dabei gewinnt die Prävention an Bedeutung. Die Entwicklung von Technologien (früher LEIT/KET) sollen hier integriert behandelt werden. Insgesamt gibt es eine stärkere politische Komponente. Unter den erwarteten Wirkungen im Gesundheitsbereich sind aus Sicht der Mikrosystemtechnik sicherlich folgende besonders relevant:
Ergänzt werden diese Schwerpunkte durch die Partnerschaften (z.B. Innovative Health Initiative als Nachfolge von IMI Innovative Medicines Initiative) und Missionen (vor allem Mission Krebs mit Gesundheitsbezug).
Im Cluster 4 (Digitalisierung, Industrie und Weltraum) liegen 10 Aktionslinien vor, darunter
Das Arbeitsprogramm ist in sechs Destinations aufgeteilt:
Die wichtigsten Partnerschaften im Bereich sind Made in Europe, Partnership for Photonics als industrielle Technologien sowie Key Digital Technologies (Nachfolger von ECSEL), AI, data, robotics als digitale Technologien.
Vermutlich im April 2021 werden die Arbeitsprogramme starten, so dass mit ersten Einreichungsfristen im Sommer zu rechnen ist.
Dominik Schuler
Marketing
Tel.: +49 761 386909-15
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