„Der einzige Rohstoff, den wir haben, sitzt zwischen unseren Ohren“

Rückblick auf den MST-Kongress 2025: Wie Wissen, Gemeinschaft und Strategie die Zukunft der Mikrosystemtechnik prägen.

Rund 400 Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik trafen sich vom 27. bis 29.10.2025 in Duisburg zum MikroSystemTechnik-Kongress 2025. Der alle zwei Jahre stattfindende Branchentreff gilt als wichtigstes Forum für Forschung und Entwicklung im Bereich der Mikrosystemtechnik in Deutschland. In diesem Jahr war der akademische Anteil besonders hoch, was der Veranstaltung einen klaren Schwerpunkt verlieh: Es ging weniger um Produktneuheiten als um Erkenntnisgewinn und die strategische Bedeutung von Wissen für die technologische Zukunft Europas.

Der Kongress zeigte, wie eng technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen inzwischen miteinander verwoben sind. Drei Beobachtungen prägten die Diskussionen und gaben Hinweise darauf, wohin sich die Branche in den kommenden Jahren entwickeln könnte.

Video-Rückblick: MikroSystemTechnik-Kongress 2025 in Duisburg

Erleben Sie die Highlights des wichtigsten Branchentreffs der Mikrosystemtechnik noch einmal in Bildern – von inspirierenden Keynotes über intensive Diskussionen bis hin zu den Begegnungen, die Innovationen möglich machen.

Künstliche Intelligenz verändert Strukturen und Ressourcenbedarf

Kaum ein Thema dominierte die Gespräche so stark wie die künstliche Intelligenz. Sie wird in Forschung und Industrie zunehmend zum entscheidenden Faktor – auch in der Halbleiterproduktion. Der Energiebedarf dieser Systeme ist enorm, wie ein Vortrag von Infineon verdeutlichte. Gleichzeitig eröffnet die Verbindung mit erneuerbaren Energien neue Perspektiven für nachhaltige Rechenleistung.

Für Netzwerke wie microTEC Südwest ergibt sich daraus eine wachsende Rolle. Die Clusterorganisation fördert den Austausch zwischen Forschung und Industrie, verknüpft Kompetenzen und schafft Formate, in denen technologische Innovation und Energieeffizienz gemeinsam gedacht werden.

Wirtschaftlicher Optimismus allein reicht nicht

Die wirtschaftlichen Aussichten der Branche sind hervorragend. In den kommenden zehn Jahren wird mit einer Verdoppelung des Umsatzes gerechnet. Dennoch waren auf dem Kongress auch skeptische Stimmen zu hören. Hoffnung, so eine zentrale Erkenntnis, ist keine Strategie. Wachstum erfordert vielmehr klare politische und unternehmerische Entscheidungen, gezielte Investitionen und neue Kooperationen.

Gerade Europa steht dabei vor strukturellen Herausforderungen. Unterschiedliche Märkte, Regularien und Sprachen erschweren hier gemeinsame Initiativen. Doch genau diese Zusammenarbeit wird entscheidend sein, wenn Europa technologisch autark bleiben will. Leuchtturmprojekte wie Chip Connect BW, an dem microTEC Südwest maßgeblich beteiligt ist, zeigen, wie regionale Netzwerke hier Brücken schlagen können: Indem sie Wissen bündeln, Strukturen verbinden und Akteure nachhaltig handlungsfähig machen.

Europas Rohstoff ist Wissen

„Der einzige Rohstoff, den wir haben, sitzt zwischen unseren Ohren“ – der Satz fiel in der ein oder anderen Variante mehrfach während der drei Tage und bringt auf den Punkt, was viele der Teilnehmenden umtrieb. Europa verfügt über wenig natürliche Ressourcen, aber über exzellente Forschung, Bildung und Innovationskraft. Diese Wissensbasis zu stärken, gilt als zentrale Aufgabe für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

microTEC Südwest trägt dazu bei, indem das Netzwerk Wissenstransfer organisiert, Hochschulen und Unternehmen vernetzt und Forschungsergebnisse in industrielle Anwendungen überführt. Der Kongress zeigte eindeutig, dass diese Form der Kooperation funktioniert und dass sie zu einem strategischen Standortfaktor geworden ist.

Ausblick

Der nächste MikroSystemTechnik-Kongress wird in zwei Jahren in Hamburg stattfinden. Schon jetzt ist absehbar, dass die Themen künstliche Intelligenz, Energieeffizienz und europäische Technologiepolitik weiter an Bedeutung gewinnen werden. Der Kongress in Duisburg hat gezeigt, dass Wissen nicht nur eine Ressource ist, sondern der eigentliche Produktionsfaktor und Standortvorteil Europas.